Baden-Württemberg
Terrassierte Weinberge des Kaiserstuhls, Tunibergs und die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Markgräfler Land kennzeichnen die Modellregion in Baden-Württemberg. Neben Landwirt:innen sind die Winzer:innen hier in Südbaden wichtige Partner:innen für KOMBI, um die alten Kulturlandschaften mit ihrem besonderen Artenreichtum zu fördern.
Blühende Rebgassen
Rebböschungsaufwertung
Ackerwildkräuter
Feldbäume
Unsere Landwirt:innen
Name
Franziska Schätzle
Alter
39
Beruf
Winzerin in der Modellregion Baden-Württemberg
KOMBI
Kaiserstuhl
„Klar machen wir mit bei dem Projekt! Die Artenvielfalt der Weinberge liegt uns Winzerinnen und Winzern in den Terrassenlagen am Herzen. Wir arbeiten gemeinschaftlich mit über 15 Betrieben zusammen.“
Name
Yves Buchert
Alter
42
Beruf
Winzer der Bickensohler Weinvogtei
KOMBI
Kaiserstuhl
„Zusammen zu arbeiten ist eine Herausforderung. Aber durch die Gründung einer GbR mit rund 40 Winzer:innen eigens für die Böschungsaufwertung bekommen wir das sehr gut hin.“
Name
Thomas Tritschler
Alter
68
Beruf
Nebenerwerbslandwirt
KOMBI
Markgräfler Land
„Seltene Pflanzen wie Ackerrittersporn und Frauenspiegel blühen nun in meinen beiden Getreideäckern, und ich freue mich darüber. Sehr gut ist auch, dass das Projekt die finanzielle Förderung für gemeinschaftliche Maßnahmen im Blick behält.“
Name
Therese Schneider
Alter
26
Beruf
Landwirtin
KOMBI
Markgräfler Land
„Ich will der nächsten Generation eine gute, artenreiche Landwirtschaft übergeben und freue mich, dass so viele im Dorf bei dem Projekt mitmachen.“
Baden-Württemberg
Fläche: rund 35.700 km²
Landschaft: Baden-Württemberg ist geprägt von landschaftlicher Vielfalt. Im Westen bestimmen der Schwarzwald und die Rheinebene, im Süden der Bodensee und Alpenrand, im Osten die Schwäbische Alb und im Norden die Hohenloher Ebene und der Kraichgau das Landschaftsbild.
Landwirtschaft: Baden-Württemberger Landwirt:innen bewirtschaften 16,6 Millionen Hektar Fläche mit einer bundesweit weit unterdurchschnittlichen Betriebsgröße von 36 Hektar. Auf dem Acker werden Kulturen wie Weizen, Mais, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln oder verschiedene Gemüse angebaut. Dauergrünland, darunter Wiesen und Weiden, macht 28,5 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Auf den restlichen Flächen (1,2 Prozent) werden Obst, Wein und andere Dauerkulturen angebaut.
Kooperativer Agrarnaturschutz: Kooperative Maßnahmen werden in Baden-Württemberg noch nicht explizit gefördert. Über das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT II) können Landwirt:innen einen Förderantrag bei der Landwirtschaftsbehörde stellen. Auch mit der Landschaftspflegerichtlinie (LPR) des Bundeslandes kann Landschaftspflege und Naturschutz gefördert werden. Sie stellt das zentrale Umsetzungsinstrument des Landes für Naturschutzmaßnahmen dar.
Modellregion Baden-Württemberg
In der Modellregion befinden sich 2 KOMBIs:
- Kaiserstuhl (nördliche Markierung)
- Markgräfler Land und Rheinebene (südliche Markierung)
Kaiserstuhl
In den terrassierten Weinbergen des Kaiserstuhls setzt KOMBI darauf, Artenvielfalt in den Anbau zu integrieren. Für die gemeinsame Böschungsaufwertung haben sich z.B. in Bickensohl im Kaiserstuhl ca. 40 Winzer:innen zusammengeschlossen. So lassen sich die Pflegemaßnahmen effizient und passgenau durchführen. Anstelle von Neophyten blühen heute artenreiche Magerrasen auf den Böschungen.
Hauptmaßnahmen:
- Blühende Rebgassen
- Gemeinsame Böschungsaufwertung
Blühende Rebgassen
Die Rebgassen in den Weinbergen werden mit gebietsheimischen Blühmischungen eingesät. Blühende Rebgassen bieten Wildbienen und diversen Bestäubern Nahrung, die auch den Winzer:innen als Nützlinge dienlich sein können. Die Begrünung verbindet Lebensräume miteinander und schafft Nahrungsräume für seltene Vogelarten wie Zaunammer, Wiedehopf und Bienenfresser. Auch die Fruchtbarkeit und Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens werden verbessert – und Erosion, Auswaschung und Verdichtung gemindert.
Böschungsaufwertung und -pflege
Die Rebböschungen im Kaiserstuhl sind terrassiert zwischen den Rebflächen angeordnet. Sie sind besonders für seltene Reptilien wie die Smaragdeidechse, Schlingnatter und Insekten ein großflächiger Lebensraum und allumfassendes Vernetzungselement in der Landschaft. Die Böschungen werden gemeinschaftlich aufgewertet durch Mahd, die Nutzung des Schnittguts und das Zurückdrängen von Neophyten wie Goldrute. Die KOMBI fördert außerdem Gehölze wie Wildrosen und Flaumeichen und sät Blütenpflanzen mit Wiesendruschsaatgut, die für Wildbienen und Tagfalter wichtig sind. Das hebt den ökologischen Wert der Böschungen zusätzlich.
Markgräfler Land und Rheinebene
Das Markgräfler Land ist geprägt vom Wechsel aus Wiesen, Bachläufen und Äckern. Um diese z.B. für Heuschrecken und Schmetterlinge besser zu vernetzen, haben sich im KOMBI-Projekt bereits 5 Landwirt:innen zusammengeschlossen. Sie haben auf 1,2 Meter breiten Streifen ihre Ackerränder zum Blühen gebracht - ganz pragmatisch und ohne großen Verwaltungsaufwand.
Hauptmaßnahmen:
- Ackerwildkräuter
- Blühstreifen
- mehrjährige Blühbrachen
- Feldbäume
Ackerwildkräuter
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft wurden viele Ackerwildkräuter zurückgedrängt. Dabei bieten sie zahlreichen Tierarten Lebensraum und Nahrungsquelle. Eine ackerwildkrautfreundliche Bewirtschaftung fördert damit nicht nur seltene heimische Pflanzenarten, deren Saatgut KOMBI aus sogenannten „Arche Äckern“ gewinnt. Auch Insekten wie der Kleine Perlmutterfalter und Feldvogelarten, wie Wachtel, Feldlerche und Rebhuhn nutzen die Vielfalt.
Blühstreifen
Artenreiche Blühstreifen an Ackerrändern bieten Nahrung und Lebensraum für Feldvögel, Reptilien und eine Vielzahl von Insekten, wie Schwebfliegen und Wildbienen. Außerdem sind sie Rückzugsort und können für verschiedene Tiere Trittsteine zwischen den Habitaten bilden. Auch für die Landwirtschaft sind Blühstreifen nützlich. Sie ziehen blattlausfressende Insekten und Schlupfwespen an – biologische Schädlingsbekämpfer und Bestäuber, die für die Sicherung der Ernte unabdingbar sind.
Mehrjährige Blühbrachen
Mehrjährige Ackerbrachen sind Nahrungsquelle, Lebensraum, Brutplatz und Rückzugsraum für diverse Insekten, Säugetiere und Vögel. Besonders nach der Ernte und in den Wintermonaten bieten sie dringend benötigte Deckung.
Blühbrachen leisten einen wichtigen Beitrag zum Erosions- und Gewässerschutz und können die Böden langfristig verbessern. Selten gewordene Vegetation hat im ersten Jahr die Chance, ihre Samenbank zu erneuern.
Feldbäume
Einzelbäume auf Ackerflächen, besonders solche mit ausladenden Kronen, sind Lebensraum besonderer Vogelarten wie dem Steinkauz und Feldsperling. Die Bäume bremsen den Wind und gleichen mit ihrer Schattenwirkung das Mikroklima aus. Alle Feldbäume in der Modellregion werden kartiert. Sie sollen erhalten bleiben, gepflegt und neue Bäume gepflanzt werden. Feldstreifen und ein Raum unter den Bäumen von rund 40 Quadratmeter sollen dauerhaft zu einer blütenreichen Wiese angelegt werden, die gemeinschaftlich gepflegt wird.
Landwirt Thomas Tritschler zeigt seine "Arche Äcker". Dort wachsen seltene regionale Ackerwildkräuter wie der Frauenspiegel.
Die Ansaat von Blühstreifen neben Sonderkulturen soll im Markgräfler Land die Artenvielfalt stärken.
Artenreiche Rebböschung im Kaiserstuhl.
Besuch der Terrassen der Bickensohler Weinvogtei.
Die terrassierten Weinberge des Kaiserstuhls in Baden.
Gemeiner Bläuling in einer blühenden Rebböschung.
Ansprechpartnerin in der Modellregion
Der Landschaftserhaltungsverband Breisgau Hochschwarzwald e.V (LEV) koordiniert die gemeinschaftlichen Maßnahmen in der südbadischen Modellregion von Baden-Württemberg. Er fördert engagiert und kooperativ die einzigartige Kulturlandschaft und Artenvielfalt. Der LEV begleitet Landwirt:innen und Winzer:innen durch persönliche Beratung, sowie in der Entwicklung und Umsetzung überbetrieblicher Agrarnaturschutzmaßnahmen. Sie haben Fragen zur Modellregion Baden-Württemberg oder wollen dort Teil einer KOMBI werden? Dann wenden Sie sich an unsere Ansprechpartnerin vor Ort.
Kontakt in Baden-Württemberg
Anne Böhringer
Projektleiterin
Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald e.V.
Neues aus der Modellregion
Feldtag zur Förderung der Biodiversität im Weinbau
Rund 40 Teilnehmende tauschen sich am "Feldtag zur Förderung der Biodiversität im Weinbauei" über ihre Maßnahmen aus.
Franziska Schätzle
Franziska Schätzle ist Winzerin im Kaiserstuhl - in der 11. Generation. Hier erzählt sie vom kooperativen Naturschutz in den badischen Weinbergen.
Feldtag zur Förderung der Biodiversität im Ackerbau
Großes Interesse bei den 45 Teilnehmenden beim "Feldtag zur Förderung der Biodiversität im Ackerbau" an der Anlage von dauerhaften Blühbrachen für Niederwild.