Franziska Schätzle

Interview

Franziska Schätzle

Aktualisiert am 19.07.2024

Was sind die Besonderheiten auf Ihren Flächen? 

Wir haben hier in der Weinregion des Kaiserstuhls eine einzigartige Terrassenlandschaft. Die Rebböschungen schaffen Artenvielfalt, hier finden verschiedenste einheimische Pflanzen und Tiere einen Lebensraum. Und der vulkanische Untergrund ist natürlich sehr gut für den Wein.

Welche Naturschutzbedarfe gibt es?

Wir haben eine einzigartige Vielfalt in unseren Weinbergen. Sind Heimat für viele seltene Vögel, Wildbienen, Falter, Orchideen und wilde Kräuter und Blumen. Diese Vielfalt gilt es zu schützen, indem die Lebensräume für alle gepflegt und erhalten werden.

Welche Herausforderungen sehen Sie mit Blick auf Klima und Umweltschutz in der Landwirtschaft?

Für uns sind Extremwetterereignisse eine große Bedrohung, besonders Dürre. Das setzt der Natur hier sehr zu, und auch uns Winzerinnen und Winzern – ohne Wasser keine Rebe. 

Welche Erfahrungen haben Sie mit überbetrieblicher Zusammenarbeit gemacht?

Sehr gute! Wir starten hier Gemeinschaftsaktionen und pflegen auch den Großteil der Böschungen, damit die nicht verwildern. Sonst würden wilde Kräuter und Orchideen, aber auch offene Stellen in der Landschaft verschwinden.

 Als Gruppe macht das auch Spaß und wir können uns austauschen, zum Beispiel zu Einsaaten für die Rebgassen. 

Was hat Sie motiviert, bei KOMBI mitzumachen?

Für mich ist das Thema Bodenleben das Essentielle. Da können wir viel tun, um den Wasserhaushalt zu verbessern.

Über das Projekt können wir auch testen, welche Pflanzen funktionieren für unsere Rebgassen.  Unser großes Ziel sind Saatmischungen für uns Winzerinnen und Winzer hier vor Ort, die für Wildbienen und das Bodenleben attraktiv sind und mit ihren Wurzeln den Humus aufbauen.

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile von KOMBI?

Bisher haben wir in der Landschaftspflege sehr gemarkungsbezogen gearbeitet. KOMBI gibt dem eine andere, viel größere Dimension. Wir lernen auch andere Winzerinnen und Winzer kennen – diese bessere Vernetzung ist für uns ein Zugewinn nicht nur im Naturschutz, sondern auch in der Vermarktung. KOMBI hat für mich Vorbildcharakter und kann Wellen schlagen.

Was braucht es, damit der Überbetriebliche Agrarnaturschutz gelingen kann?

Gute Kommunikatoren – die Zusammenarbeit, das kannst du nicht von oben anordnen. Da muss man die Menschen finden, die andere mitnehmen können. Und Budget für ein Grillfest! 

Wie schätzen Sie die aktuellen Entwicklungen in der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik ein?

Aus meiner Sicht ist die Agrarpolitik sehr ideologisch geprägt, zum Beispiel beim „kein Pflanzenschutz mehr in Naturschutzgebieten“. Wenn der wegfällt – egal ob konventionell oder bio -, dann bekomme ich keine Trauben mehr – wie soll ich davon leben? Und wer pflegt und erhält dann diese Kulturlandschaft? Die Politik empfinde ich als nicht am Dialog orientiert. 

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Winzerin in der Zukunft?

Ich produziere hier eines der schönsten Produkte in einer der schönsten Landschaften. Und ich möchte, dass das auch so bleibt. Dass es noch viele weitere Schätzle Generationen als Winzerinnen und Winzer gibt. Ich selbst bin die 11. Generation der Schätzles im Kaiserstuhl. Wenn wir einen Weinberg anlegen, dann denken wir immer an die nächste Generation, da sind wir zukunftsorientiert und nachhaltig zugleich.