Forschung

So komplex das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Naturschutz, so umfassend ist die wissenschaftliche Begleitung von KOMBI. Drei Forschungseinrichtungen untersuchen die Voraussetzungen und Effekte des kooperativen Agrarnaturschutzes in Deutschland: die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

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Die Forschenden der JLU Gießen bauen Malaisefallen in Brandenburg auf.

Agrarökologie

Kartierte Malaisefallen auf einem Handydisplay.

Die Forschenden der JLU Gießen starten im Mai 2024 die Kartierung der Malaisefallen, hier in Brandenburg

Die Forschenden der JLU Gießen bauen Malaisefallen in Brandenburg auf.

Die Forschenden der JLU Gießen können mithilfe von Malaisefallen die biologische Vielfalt auf den Flächen erheben. Hier beim Aufbau der Fallen in einer brandenburger Modellregion.

Eine Forschende der JLU Gießen baut eine Malaisefalle auf.

Eine Forschende der JLU Gießen beim Aufbau der Malaisefallen in Brandenburg.

In der agrarökologischen Begleitforschung untersuchen die Mitarbeitenden des Instituts für Tierökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen den Einfluss kollektiv umgesetzter Agrarumweltmaßnahmen auf die Biodiversität. Dabei erfassen sie nicht nur die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen. Auch die Landschaftskulisse, die Vernetzung von Landschaftselementen und die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Agrarumweltmaßnahmen spielen eine Rolle. Die Forschenden wollen Erkenntnisse liefern, welchen Effekt ein überbetrieblich praktikabler Naturschutz auf die Förderung der Biodiversität hat.

Die Biodiversitätsaufnahmen finden auf je 60 Untersuchungsflächen in den vier Modellregionen statt, an insgesamt 240 Standorten. Dazu wurden in jeder Modellregion sechs Landschaftsausschnitte von 1x1 km ausgewählt, die einen Gradienten von Umweltmaßnahmen und Vernetzungsstrukturen darstellen. Diese Landschaften wurden an 9 Punkten beprobt, um ein möglichst umfangreiches Bild der biologischen Vielfalt zu erhalten.   

Die Biodiversitätsaufnahmen erfolgen standardisiert mittels Malaisefallen, Bodenfallen und bioakustischer Aufnahmegeräte für Fledermäuse und Vögel. Die Aufnahmen finden von Mai bis September statt. Die Malaisefallen nehmen ein breites Spektrum an Insekten auf und werden durch Bodenfallen ergänzt, die Bodentiere wie Laufkäfer und Spinnen erfassen. Die Proben werden durch eine Kombination aus klassischer Tierbestimmung und Metabarcoding ausgewertet. Die Erhebung von bestimmten Zielgruppen wie z. B. Reptilien ergänzt die Aufnahme in ausgewählten Habitaten.

Mit 240 Untersuchungsflächen ist es eine der umfangreichsten Aufnahmen zur landnutzungsabhängigen Insektenbiodiversität.

  • Nachweis, ob biodiversitätsfördernde Maßnahmen bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie überbetrieblich auf Landschaftseben umgesetzt werden
  • Erkundung positiver und negativer Wechselwirkungen zwischen Maßnahmen und Landschaften, um die Umsetzung in Zukunft zu optimieren
  • Entwicklung von Indikatoren für biodiversitätsfördernde Landschaften, damit eine praktikable, aber ergebnisorientierte Maßnahmenumsetzung in der Landschaftsplanung gelingt

Agrarökonomie

Exkursionsteilnehmer:innen in einer KOMBI-Modellregion

Exkursion der Abteilung "Landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie" der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in einer KOMBI-Modellregion.

Grafische Darstellung des Basismodells der kollektiven Honorierung.

Grafische Darstellung des Basismodells der kollektiven Honorierung.

Das KOMBI-Team der Abteilung Landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erforscht, wie die Förderung kooperativer Naturschutzmaßnahmen ökonomisch gestaltet werden kann, damit sie ökologisch effektiver wird. Derzeit wird Agrarnaturschutz in Deutschland maßnahmenbezogen und einzelbetrieblich in Bezug auf die Fläche honoriert. Das fördert die Zahl der umgesetzten Maßnahmen, aber nicht ihre Vernetzung in der Fläche. Dazu wäre eine räumliche Koordination notwendig und die Abstimmung zwischen Landwirt:innen und anderen Akteuren. Die Forschenden untersuchen die Auswirkung kollektiver Geldanreize auf den Koordinationsprozess.

Die agrarökonomische Begleitforschung stellt Modelle der kollektiven Honorierung in den Mittelpunkt. Hierzu werden Zielparameter der ökologischen und ökonomischen Effizienz definiert, als auch die Kosten der kollektiven Umsetzung analysiert. Um zwischen den besten Modellen für die praktische Umsetzung auswählen zu können, erfolgt eine Vorabschätzung der Wirkung in einem ökonomischen Experiment.
Daraus lassen sich Erkenntnisse über die Effektivität im ökologischen Sinne und die Effizienz bezüglich der Kosten gewinnen. Auch die Akzeptanz der Modelle kann so überprüft werden. Die Gestaltung der Förderprämienzahlungen wird anschließend zu den Forschungsergebnissen der Universität Gießen und des ZALF ins Verhältnis gesetzt. Ziel ist es, auf dieser Basis eine betriebs- und umweltökonomische Impactanalyse durchzuführen. Schließlich sollen Empfehlungen zur Umsetzung für Modelle kooperativen Agrarnaturschutzes erarbeitet werden.

Im Zentrum der Forschung steht zunächst das ökonomische Experiment. Dieses untersucht methodisch das Entscheidungsverhalten von Teilnehmenden in einem Computerlabor. Die Teilnehmenden nehmen die Position von Leiter:innen landwirtschaftlicher Betriebe ein und können hypothetisch darüber entscheiden, ob und wie sie ihre Flächen in Agrarumweltprogramme unter den gegebenen Bedingungen einbringen. Die Zahlungen, die erzielt werden können, entsprechen dabei den realen. 

Das Experiment berücksichtigt verschiedene Rahmenbedingungen und Szenarien, insbesondere die überbetriebliche Umsetzung. Die Entscheidungen einzelner Teilnehmender hängen unter kollektiven Szenarien vom Verhalten anderer Teilnehmender ab. Das Gesamtergebnis entsteht aus der Gruppe heraus. 

  • Auswirkungen verschiedener überbetrieblicher Honorierungsmöglichkeiten auf die ökologische Effektivität oder die Kosteneffizienz auf budgetärer und einzelbetrieblicher Ebene erforschen.
  • Die reale Erprobung einer überbetrieblichen Honorierung antizipieren und vorab wichtige Erkenntnisse gewinnen.
  • Erkenntnisse über die Gestaltung, Wirkung und Kosteneffizienz der überbetrieblichen Honorierung von Umweltleistungen gewinnen, um daraus Empfehlungen für die reale Umsetzung abzuleiten.

Governanceforschung

Zwei Frauen stehen vor Informationspostern an einem Messestand.

Mitarbeiterinnen des ZALF bei den DLG-Feldtagen 2024 in Erwitte.

Die Arbeitsgruppe „Governance von Ökosystemleistungen“ am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF).

Die Arbeitsgruppe „Governance von Ökosystemleistungen“ am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF).

Beispielhafte Darstellung der Netzwerkanalyse.

Beispielhafte Darstellung der Netzwerkanalyse.

Bild einer Teilnahme an der digitalen Umfrage unter Landwirt:innen.

Umfrage mit Landwirt:innen bei den DLG-Feldtagen 2024 in Erwitte.

Die Arbeitsgruppe „Governance von Ökosystemleistungen“ am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg, führt die Governance- bzw. kooperationsbezogene Begleitforschung von KOMBI durch.

Zwei Themen stehen im Vordergrund der Forschung:
Zum einen sollen die unterschiedlichen Sichtweisen aller Akteure (z. B. landwirtschaftliche Betriebe, Landschaftspflegeverbände, Behörden, Umweltverbände) zur Ausgestaltung kooperativer Ansätze erfasst werden. Dabei wird auch die Motivation für die Beteiligung erfragt. Zum anderen erforscht das Team, in welchem institutionellen Design die höchste Teilnahmebereitschaft bei Landwirt:innen besteht – und zugleich ein möglichst hoher ökologischer Mehrwert geschaffen wird.  Dazu arbeitet das ZALF eng mit den vier Modellregionen zusammen. 

Das Forschungsdesign ist in zwei Teile unterteilt: die Soziale Netzwerkanalyse (SNA) und ökonomische Experimente. 
Die SNA erfolgt zweistufig: In Einzelinterviews werden unterschiedliche Akteur:innen zunächst nach ihrer Sichtweise  zur Ausgestaltung der kooperativen Ansätze befragt. Später sollen in jeder Modellregion Fokusgruppen-Workshops mit allen Akteur:innen stattfinden. Darin diskutieren die Teilnehmenden ihre Vorstellung gemeinsam und gleichen sie miteinander ab. 
Mit (ökonomischen) Experimenten sollen verschiedene Faktoren kooperativer Ansätze untersucht werden. Mit Prognoseumfragen unter relevanten Akteuren werden deren Erwartungen zur Wirksamkeit unterschiedlicher Modelle auf die Teilnahmebereitschaft von Landwirt:innen untersucht.

  • Net-Map-Interviews
  • Soziale Netzwerkanalyse (SNA)
  • Qualitative Inhaltsanalyse
  • Mentale Modelle
  • Online-Umfragen
  • Fokusgruppen-Workshops
  • (ökonomische) Experimente
  • Prognoseumfrage

Für die Soziale Netzwerkanalyse werden circa 45 Interviews in 4 Modellregionen durchgeführt. Es sind außerdem 4 Fokusgruppen-Workshops in den Modellregionen geplant.
Für die (ökonomischen) Experimente werden Online-Umfragen mit Landwirt:innen in den 4 Bundesländern der 4 Modellregionen durchgeführt. In der Prognoseumfrage werden deutschlandweit mögliche Akteure in kooperativen Modellen (z. B. LPVs, weitere Umwelt- und Landwirtschaftsverbände, Verwaltung) befragt.

  • Abbildung, Vergleich und Analyse der entwickelten Kooperationsmodelle je Modellregion, u. a. im Hinblick auf die jeweils einbezogenen Akteure, den ausgearbeiteten Honorierungs- und Kommunikationsmodellen, sowie zur Aufgaben- und Rollenverteilung im Netzwerk (SNA)
  • Erfassung der unterschiedlichen Motivationen der Akteur:innen je Modellregion (mentale Modelle)
  • Wirkungsanalyse verschiedener Faktoren kooperativer Ansätze (wie Transaktionskosten, heterogene Zahlungen, Flexibilität) auf die Teilnahmebereitschaft von Landwirt:innen
  • Erfassung von Erwartungen der beteiligten Akteure zu einzelnen Faktoren kooperativer Ansätze und Übereinstimmungsvergleich mit den Ergebnissen der Experimente