Blühende Rebgassen: Wie Kooperation vielfältige Lebensräume schafft

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Blühende Rebgassen: Wie Kooperation vielfältige Lebensräume schafft

Aktualisiert am 19.11.2025

Wie lässt sich Artenvielfalt in Weinbergen fördern, ohne die besonderen Anforderungen des Weinbaus aus den Augen zu verlieren? Eine Herausforderung – denn in Rebgassen sind die Flächen eng, die Böden oft trocken, die Arbeitsschritte präzise getaktet. Begrünungen müssen also ökologisch wertvoll und praxistauglich sein.


In der KOMBI-Modellregion Baden-Württemberg suchten Winzer:innen, der Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald (LEV) und Fachleute aus der Saatgutentwicklung gemeinsam nach einer Lösung. Der Arbeitskreis Blühende Rebgassen wurde zum Experimentierraum: Welche Pflanzen vertragen die Pflege im Weinbau? Welche liefern Pollen für Wildbienen, ohne den Reben Konkurrenz zu machen? Und wie lässt sich eine Mischung gestalten, die artenreich, regional angepasst und zugleich erschwinglich bleibt?

Ein Saatgut, das Vielfalt wachsen lässt

Nach intensiver Abstimmung entstand ein hochwertiges, regional angepasstes Saatgut, das Wildpflanzen aus dem Ursprungsgebiet 9 „Oberrheinebene“ mit ausgewählten Kulturarten kombiniert. Insgesamt enthält die Mischung 37 verschiedene Pflanzenarten – zu 89 % Kräuter, 11 % Gräser und rund 20 % Leguminosen. Sie wurde so zusammengesetzt, dass sie über mehrere Jahre blüht und den Boden dauerhaft schützt. Im ersten Jahr erscheinen Senfrauke, Weißer Senf und Sommerwicke; später folgen Flockenblume, Esparsette, Spitzwegerich und Natternkopf. Eine Mahd nach dem ersten Blühen kann sogar eine zweite Blüte anregen.

Übergabe des regionalen SaatgutsEine Mitarbeiterin des LEV übergibt das Saatgut an Therese Schneider (links).

Kooperation und Vielfalt als Erfolgsrezept


Die Idee der Blühenden Rebgassen ist dabei mehr als ein einzelnes Begrünungsvorhaben: Sie steht für kooperatives Handeln im Weinbau. Nur wenn sich Winzer:innen zusammenschließen, wird die Maßnahme vom LEV betreut und über das Landesprogramm LPR zu 90 % gefördert. Zwei junge Winzerinnen – Franziska Schätzle und Therese Schneider –übernahmen diese Verantwortung und stellten Gemeinschaftsanträge für den Kaiserstuhl und das Markgräfler Land. Zehn Betriebe beteiligen sich inzwischen, insgesamt wurden bisher 380 kg Saatgut verteilt – 220 kg sollen noch folgen.

Am 2. Oktober 2025 übergab der LEV das Saatgut gemeinsam mit Artenliste, Pflegeanleitung und Dokumentationsbogen an die Betriebe. Nur wenige Tage später, am 14. Oktober, konnte  der Großteil bei kaiserlichem Herbstwetter und vor dem großen Regen ausgebracht werden – rechtzeitig, um den kommenden Frühling in den Rebgassen bunt aufblühen zu lassen.

Die Mischung soll möglichst fünf Jahre bestehen bleiben . Sie stärkt nicht nur die Artenvielfalt, sondern verbessert auch die Wurzelbiomasse, stabilisiert den Wasserhaushalt, fördert den Stickstoffkreislauf und reduziert Bodenerosion.
Damit zeigt sich: Innovative Ideen für die Biodiversität im Weinbau entstehen dort, wo Praxiserfahrung und Fachwissen engagiert zusammengebracht wird. Ab dem nächsten Frühling wird sichtbar, was daraus wächst.