Nachricht
Von Blühstreifen und Moorpflege: Wie Kooperativen Naturschutz in Brandenburg stärken
Aktualisiert am 23.07.2025
Das Getreide ist schon abgeerntet, daneben blüht und summt es: Der Landwirt Marco Hintze zeigt den Teilnehmenden einer Exkursion zur Kooperative „Glindower Platte“ sein blühendes Vorgewende. Dieser Bereich am Rand eines Ackers, wo die schweren Landmaschinen gewendet werden und den Boden verdichten, bringt häufig wenig Ertrag. Bei Bauer Hintze nutzt er jetzt der Artenvielfalt.
Im KOMBI-Projekt entwickeln Marco Hintze und die anderen Mitglieder der Kooperative Naturschutzmaßnahmen gemeinsam – mit fundierter Beratung und tatkräftiger Unterstützung des Landschaftspflegevereins (LPV) Potsdamer Kulturlandschaft. In der Gruppe entstand auch die Idee, das blühende Vorgewende umzusetzen, welches im F.R.A.N.Z. Projekt bereits getestet wurde. Die Maßnahme ist im Brandenburger Förderkatalog eigentlich nicht vorgesehen, wird durch die Kooperative aber möglich. Mit Erfolg: Die verschiedenen Pflanzen bieten Insekten und damit besonders auch Vögeln über die gesamte Saison Nahrung. „Wir haben hier Feldlerchen, aber auch Grauammern, Wachteln und Dorngrasmücken, die in der Umgebung brüten und die Fläche hier als Nahrungsquelle nutzen“, erklärt Lara Meller vom LPV.
Landwirt Marco Hintze vor seinem Feld mit dem blühenden Vorgewende.
Doch es gibt auch weitere Vorteile für Natur und Landwirtschaft, weiß Olivia Kummel vom LPV: „Wenn hier Sturm ist, fegt hier wirklich eine Staublawine durch. Durch so ein blühendes Vorgewende, das viel länger steht als die Hauptfrucht, wird die nochmal gebremst. Es hat auch Vorteile für den Erosionsschutz.“ Sie leitet in der Brandenburger Modellregion das Projekt KOMBI, dass sich für betriebsübergreifende Lösungen im Agrarnaturschutz einsetzt.
Die Kooperative „Glindower Platte und Grubener Kulturlandschaft“ umfasst knapp zwei Jahre nach Gründung 14 Betriebe und darf weiterwachsen. Insgesamt haben sich dank der Pilotförderung des Landes 8 Kooperativen in Brandenburg gegründet. Sie alle eint der gemeinsame Blick auf die Landschaft und ihre Naturschutzbedarfe – und ein qualifiziertes Management.
Für Landwirt Roland von Schmeling macht dieses Kooperativen-Management den entscheidenden Unterschied. Er bewirtschaftet in Glindow unter anderem eine Niedermoorfläche mit 40 Wasserbüffeln und hält dort das Wasser 30 cm unter Flur. In feuchten Jahren kann es auf der Weide richtig nass werden – sehr zur Freude der Tiere. Viele Maßnahmen wie diese, die aus Naturschutzperspektive gewünscht sind, werden für Betriebe erst in der Kooperative überhaupt umsetzbar. Zum Beispiel, weil das Wasser nicht einfach an der Schlaggrenze Halt macht. Für die moorschonende Stauhaltung mit Beweidung erhält von Schmeling eine zusätzliche Förderprämie. Allein wäre der Aufwand trotzdem nicht tragbar: „Ohne die Unterstützung durch die Kooperative wäre das für mich viel zu aufwendig“, erklärt der Bio-Landwirt.
Landwirt Roland von Schmeling hält auf den Niedermoorflächen seines Betriebes 40 Wasserbüffel – und das Wasser 30 cm unter Flur.
Der LPV, wo auch von Schmeling im KOMBI-Projekt aktiv ist, hilft den Landwirt:innen bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen und stimmt das Konzept mit dem Ministerium ab. Auch die Beantragung und Auszahlung der Förderung läuft über den LPV. Viel Bürokratie und Kommunikation, aber auch viel Risikoverteilung geht damit über den Tisch des Managements statt den der Landwirte. Wie hoch die Förderung der kooperativen Maßnahmen ist, steht im Moment noch nicht ganz fest – die Grenze hat das Landwirtschaftsministerium Brandenburg auf 300 Euro/Hektar festgelegt. Für Landwirt von Schmeling sind diese Ausgleichszahlungen für Naturschutzmaßnahmen wichtig: „Dafür, dass ein Landwirt auf Ertrag verzichtet, hat er auch das Anrecht von anderer Seite mitfinanziert zu werden. Wenn die Gesellschaft diese Maßnahmen möchte. Und die Gesellschaft möchte das, glaube ich.“
Weitere Eindrücke aus der Brandenburger Kooperative liefern die Beiträge im Deutschlandfunk und bei Top Agrar.