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Saftige Ideen für die Streuobstwiesen
Aktualisiert am 14.10.2025
In der Gemeinde Hüttenberg im Lahn-Dill-Kreis findet man sie noch: bunte Streuobstwiesen voll alter Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Hier wachsen Sorten, die es in keinem Supermarkt mehr zu kaufen gibt, wie der Kaiser Alexander, die Gute Luise und der Zabergäurenette. Zwischen den betagten Stämmen grasen Schafe.
Doch viele dieser Streuobstwiesen liegen heute brach. Das Obst fällt ungenutzt herunter, die Bäume werden kaum gepflegt – ein Stück Kulturlandschaft droht langsam zu verschwinden. Viele Landwirte in der Region wollen die Wiesen erhalten und wünschen sich, dass das Obst wieder genutzt wird. Doch Pflege, Schnitt und Ernte sind aufwendig und allein oft kaum zu leisten. Genau hier setzt KOMBI an: Menschen, die an einer Fläche mitwirken werden an einen Tisch gebracht und entwickeln gemeinsam Lösungen, die ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll sind.
So auch in Hüttenberg. Hier trafen sich am 14. August Landwirt:innen, Vertreter:innen des Obst- und Gartenbauvereins und des Naturschutzvereins, die Gemeinde Hüttenberg und der Inhaber der neuen Kelterei Obsteria, Herr Stosik, auf Einladung der Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill e. V. (LPV) zu einem runden Tisch. Bei bestem Wetter besichtigte die Gruppe die Streuobstwiesen – mit Listen alter Sorten in der Hand und einem offenen Blick für neue Ideen. Kelterer Stosik war von der Wiese und ihrer Vielfalt direkt begeistert: „Hier gibt es ja auch Birnen! Davon nehme ich gerne alles, was ich bekommen kann.“
Zurück am runden Tisch zeigte sich, welches Potenzial die Zusammenarbeit für die Zukunft der Streuobstwiese hat: Die Landwirte wollen sich weiter um die Beweidung kümmern, den Aufwuchs nutzen und die Technik stellen; die Kelterei will das regionale Obst für ihre Produkte verwerten und eine gewisse Pacht zahlen; der Naturschutzverein will bei der Ernte unterstützen; und die Landschaftspflegevereinigung wird Fachwissen und Dienstleister für den Baumschnitt einbringen, die von der Pacht mitfinanziert werden können.
So können nicht nur die Streuobstwiesen wiederhergestellt und das Obst verwertet werden, auch für den Schutz der Artenvielfalt leistet die Gruppe dann gemeinsam Großes: Wenn die Bäume fachgerecht gepflegt sind und die Wiese voll genutzt wird, finden Vögel und Insekten einen wertvollen Lebensraum. Zusätzliche Benjeshecken oder Totholzhaufen aus Schnittgut können verschiedenen Tieren wie Zaunkönig, Mauswiesel oder Insekten Rückzug und Nahrung bieten, ohne den Betrieb zu stören. Und wenn die Schafe das Gras über das Jahr verteilt unterschiedlich hoch halten, entsteht außerdem ein sogenanntes Nutzungsmosaik, das allen Lebewesen auf der Streuobstwiese zugutekommt.
Mit frischen Ideen, Offenheit und viel Austausch entsteht in Hüttenberg eine Kooperation, in der alle Beteiligten ihren Beitrag leisten, von der alle profitieren und die den Naturschutz mit regionaler Wertschöpfung verbindet. Jetzt muss die Idee weiterwachsen und erste Früchte tragen.