Interview
Wilhelm Stange
Aktualisiert am 10.07.2024
Was hat Sie motiviert, bei KOMBI mitzumachen?
Die Natur ist die Grundlage, auf der wir arbeiten. Sie ist unsere Zukunft und die müssen wir erhalten.
Was sind die Besonderheiten auf Ihren Flächen? Welche Naturschutzbedarfe gibt es?
Unsere Flächen liegen teilweise im Nationalpark, angrenzend an die Sächsische Schweiz. Die Böden sind Grenzstandorte aus Löß und Verwitterungsgestein und teilweise stark lehmig. Wir bewirtschaften hier als Markfruchtbetrieb rund 1.200 Hektar, davon sind 860 Hektar Acker. Aber wir bauen auch circa 13 Hektar Kartoffeln und 3 Hektar Futtermöhren an. Unser Grünland wird von 120 Mutterkühen und deren Nachzucht extensiv beweidet.
Ein Thema ist bei uns die Wind- und Wassererosion des Bodens durch die Hanglage. Und natürlich die teils großen Flächenstrukturen. Dadurch gibt es wenig Vielfalt in der Agrarlandschaft.
Auf unseren Flächen haben wir relativ viele Teiche, allein vier von dieser Größe. Die wollen wir zu Rückzugsräumen gestalten für Amphibien und Vögel. Und wir überlegen unzureichende Drainagen auf den Flächen wieder offenzulegen, um einen Biotopverbund zu schaffen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit überbetrieblicher Zusammenarbeit gemacht?
Wir nehmen regelmäßig an Feldrundgängen teil, bei denen Erfahrungen geteilt und Ideen ausgetauscht werden. Bei KOMBI ist da ein großflächigerer Austausch möglich. Auch, um über die „Grenze“ der Elbe hinauszukommen.
Worin sehen Sie die Vorteile von KOMBI?
Ich erhoffe mir von KOMBI Erleichterung in der Bürokratie, die entgegen den Regierungsplänen immer noch zunimmt. Um Projekte dadurch zeitlich einfach besser zu schaffen. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Landwirten und dem Landschaftspflegeverband können wir auch Maßnahmen begleiten, ohne in jedes Detail voll reingehen zu müssen. Aber gleichzeitig sind es ja unsere Flächen auf denen die Projekte stattfinden. Da müssen wir mitreden können, was gemacht wird und uns untereinander austauschen. Der Austausch zwischen Landwirten ist spätestens seit der Coronazeit ein wenig verloren gegangen. Da ist KOMBI gut, um wieder mehr in Kontakt zu kommen.
Welche Herausforderungen sehen Sie mit Blick auf Klima und Umweltschutz in der Landwirtschaft?
Man würde mehr machen wollen, wenn es einfacher wäre – von der Antragstellung und der Bürokratie. Die Technik im Amt hinkt da oft hinterher. Es ist auch im Formular nicht alles hinterlegt und einfach zu verstehen. Wir jungen Leute kommen mit der Antragstellung noch ganz gut zurecht, aber wie soll das der Landwirt von nebenan mit seinen 60 Jahren bewerkstelligen? Da muss man online zig Kreuzchen machen, an den richtigen Stellen.
Auch die Unsicherheit in der Planung ist für mich ein Punkt. Wir brauchen da Verbindlichkeit und Langfristigkeit in der Förderung. Dass das nicht ins Leere geht, wie jetzt bei GLÖZ 8, und die Mühe nicht umsonst ist. Wir brauchen einen klaren Rahmen und müssen wissen, worauf wir uns einlassen. In der Kooperation mit anderen Landwirten könnten wir das auch besser abfedern.
Ein anderer Punkt ist noch, dass wir für den Agrarnaturschutz Verständnis schaffen müssen. Dass weiter wertvolle Dinge auf den Flächen passieren, auch wenn gerade nichts angebaut wird. Wir haben oft die Herausforderung, dass andere Landwirte und Verpächter den Eindruck haben, dass wir hier nichts tun, während wir doch Nahrungsmittel produzieren könnten. Da muss mehr Kommunikation passieren, warum wir manche Dinge so tun, und zu welchen Ergebnissen das führt, zum Beispiel bei Rote-Liste-Arten. Da schon eine Informationstafel am Feldrand helfen. Ich hoffe, dass da von KOMBI ein Leuchtturmeffekt ausgehen wird.
Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit der überbetriebliche Agrarnaturschutz gelingen kann?
Wir brauchen eine klare Vorstellung, was wir für den Naturschutz erreichen wollen. Nicht nur eine Idee, sondern ganz konkrete Maßnahmen über die Flächen hinweg. Das machen wir bei KOMBI über das landschaftsbezogene Fachkonzept.
Und natürlich Sicherheit, sodass, wenn beispielsweise Gelder nicht kommen oder Maßnahmen nicht aufgehen, die Kooperative dahintersteht und das im Notfall abpuffert.
Mir ist auch wichtig, dass man nicht allein gelassen wird in seinen Bemühungen, sondern eine Gruppe dahintersteht. Und dass man auch nach der Umsetzung der Maßnahmen in Kontakt bleibt und eine Auswertung betreibt.
Welche Wünsche haben Sie an die Politik?
Der realistische Blick auf unsere Arbeit darf nicht verloren gehen. Dafür muss auch die Verbindung wieder hergestellt werden zwischen Stadt und dem Land. Man sollte der Öffentlichkeit grundlegende Sachen und Zusammenhänge besser erklären.
Unsere Arbeit auf den Feldern und Wiesen ist im Gegensatz zu einem Bürojob präsenter. Das bietet viel Raum für Behauptungen und „Expertisen“. Aber die wenigsten Menschen wissen, wie teuer unsere Lebensmittelstandards hier in Deutschland sind. Und wie teuer Lebensmittel wären, gäbe es keine entsprechenden Unterstützungen.